Vor einigen Jahren durfte ich für einen Podcast Achim Schnurrer interviewen, den man gemeinhin salopp als “Urgestein” der deutschen Comicszene bezeichnen kann. Er erzählte damals, wie man sich zusammengefunden hatte, um das mittlerweile bedeutendste Comic-Event Deutschlands, den “Comicsalon Erlangen” ins Leben zu rufen. Er war bei dieser Stunde Null dabei und ich ein wenig neidisch. Erste Male werden mit zunehmenden Alter immer seltener und ich ging davon aus, dass ich in den Genuss gewisser Dinge einfach nicht mehr kommen würde. Aber es kam anders.

Vom “1. Pfälzer Comicsalon” erfuhr ich mehr oder weniger indirekt über den Comicstammtisch-Frankfurt-Newsletter. Ich freute mich: In Gönnheim, in”meinem” Bundesland sollte eine Comicveranstaltung stattfinden, grobe anderthalb Zugstunden von meiner Haustür entfernt. Und obendrein wurden lokale Künstler aufgefordert, eine bis zu vier Seiten umfassende Kurzgeschichte einzureichen. Sollte es diese ins “Comic Journal” schaffen, würde man sich mit Kost & Logis revanchieren. Themenvorgabe war Deutsch-Französische Freundschaft, irgendwas mit der Pfalz oder im weiteste Sinne Jules Verne und Steampunk. Challenge accepted!

Als Kind war ich ein riesiger Fan der Erzählungen von Jules Verne (natürlich auch von deren Verfilmungen) und da dieser Autor noch nie etwas zum Thema “Zeitreise” gemacht hat (das war H. G. Wells), wollte ich diesen Kosmos durch “Und täglich grüßt das Murmeltier” erweitern. So entstand meine Geschichte “Temous Fugit”, die es – tadaa – auch tatsächlich ins Journal geschafft. Gönnheim, ich komme!

Man muss wissen, dass nahezu jedes Dorf in der Pfalz einmal im Jahr ein Weinfest macht (das Zeug muss ja schließlich weg). Gönnheim natürlich ebenfalls, allerdings erweiterte man das Fest schon vor einigen Jahren mit einem StreetArt Festival, bei dem internationale Künstler den Ort mit vergänglichen aber auch permanenten Kunstwerken verschönern. Diese Idee fand Anklang und Gönnheim sein Alleinstellungsmerkmal: Wein & Kunst!

Dieses Jahr sollte nun der Bereich “Comics” dazu kommen. Kulturbedingt hat dieser in Deutschland einen schweren Stand, aber durch die Nähe zu Frankreich, wo Comics als eigenständige Kunstform gelten, war man in Gönnheim aufgeschlossen und voller Tatendrang. Im Festsaal der Gemeinde richtete man den Comicsalon aus und im Ortskern setzte man comicverwandte Ausstellungen, Workshops und Lesungen aufs Programm. Umgeben vom bunten Trubel des Wein- und StreetArt-Fests begann er nun, der 1. Pfälzer Comicsalon!

Ich selber reiste mit zwei Rollkoffern im Schlepptau an, den einen randvoll mit meinen diversen Graphic Novels, den anderen zum Bersten gefüllt mit meinen Matt Eagle-Heften. Ich war vorbereitet! Und was soll ich sagen? Es wurde toll! Richtig, richtig toll! Die Location war super, die angereisten Kollegen nett (teilweise kannte man sich ja schon, das hat dann was von einem Klassentreffen) und die Pfälzer Gastgeber richtig prima! Obendrein war an beiden Wochenendtagen massiv viel los, so dass ich nahezu am Stück zeichnete und inspirierende Gespräche führte. Und überrascht war, wie viele aus meiner Peer Group ihren Weg in die Pfalz gefunden haben. Ich hatte an beiden Tagen riesigen Spaß!

Basierend auf meinen Erfahrungen kann ich euch zurufen: Egal ob Comiczeichner oder -leser, sollte der Salon wieder stattfinden, kommt im nächsten Jahr ebenfalls in die Pfalz! Der Wein ist gut, die Menschen sind nett und ES GIBT COMICS!!! Gemeinsam machen wir den Pfälzer Comicsalon so groß wie seinen berühmten Namensvetter aus Erlangen. Mindestens! Ich freu mich drauf!