Nun ist die Con in Stuttgart schon länger vorbei, aber der Jahresendzeitwahnsinn hatte mich voll im Griff, so dass ich erst jetzt dazu komme, meine Eindrücke der ersten „richtigen“ Comicveranstaltung seit Corona zu teilen.

Im Sommer sah ja alles ganz entspannt aus: Die Inzidenz im Keller, die Impfkampagne nahm Fahrt auf, die Pandemie schien zwar nicht überwunden aber zumindest gut bekämpft. Und dann kam der Herbst und alles sah anders aus.

Die Zahlen schossen wieder nach oben, die Hospitalisierungsrate wuchs und ausgerechnet Baden-Württemberg lag die Impfquote unter und die Zahl der Neuinfektionen deutlich über dem Bundesmittel. Hm. Das große Bangen begann: Kann die Veranstaltung stattfinden? Und falls ja, WILL man überhaupt daran teilnehmen? Nun, sie fand statt und ich nahm teil ( ein wenig wider besseren Wissens, denn anders als von Impfgegnern unterstellt, geht es uns Geimpften weniger um das eigene Wohl als vielmehr um die Tatsache, die Mitmenschen nicht anstecken zu wollen). Nachdem im letzten Jahr absolut jedes Event ausgefallen war (und ich wäre sogar über das Goethe-Institut nach Polen eingeladen worden), war ich comickulturell ausgehungert.

Ein wenig mulmig war mir dann schon, als ich mich hinter meinem frisch aufgebauten Stand wiederfand. Kommen Leute? Kommen keine Leute? Kommen zu viele Leute? Es kamen Leute. Viele. Ob zu viele, kann ich als Aussteller nicht beurteilen, befand ich mich doch entspannt und in angemessener Entfernung hinter meinem Tisch. Aber es war schon eine Menge los, so dass garantiert keine Langeweile aufkam. Man merkte, dass die Menschen – genau wie ich – Bock auf das Event hatten und vor allem mal wieder über Comics reden (ich durfte auf der Bühne neben Andreas und Michael meinen Senf zu guten Comicstorys dazu geben), lesen und sie kaufen wollten.

Am Sonntag dann der Schock: Jemand aus meinem direkten Umfeld war an Corona erkrankt! Auf einmal war die Seuche wieder da und das Dauertesten omnipräsent. Ich selbst war zum Glück negativ, aber nun auch deutlich angespannter. Erfahrungsgemäß ist sonntags auf Messen immer etwas weniger los und so entspannte ich mich wieder langsam und plauderte mit den Boys von Geekeriki.tv über das schönste Thema der Welt.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://youtu.be/igTimz86UG4

Am Ende der Messe hatte es sich für mich definitiv gelohnt: Ich war restlos ausverkauft (was nach mehr klingt, als es eigentlich ist, da ich nur so viel mitgenommen habe, wie ich schleppen konnte, weil ich’s – nun ja – auch selber schleppen musste), hatte tolle Gespräche geführt und tolle Sachen eingekauft bzw. –getauscht. Trotzdem: Das Corona-Damoklesschwert hing die ganze Zeit über unseren Köpfen. Ich hoffe, dass alles in allem das Hygienekonzept des Veranstalters gegriffen hat, denn bei guter Wirksamkeit kann diese Messe durchaus Signalwirkung für die Veranstaltungen im kommenden Jahr haben (allem voran natürlich für den Comicsalon Erlangen).

Mein Fazit: Comics & Corona schließen sich nicht zwangsläufig aus, man sollte aber nicht der Illusion anheimfallen, dass das Virus Comicfan ist. Der Schlüssel dazu ist, wie schon zu Pandemiebeginn, Rücksichtname und Solidarität. Und vor allem: Aus dem Virus kein Politikum machen.