Ich weiß, dass es nicht nur mir so geht: Neue Dinge begeistern mich, die alten werden stiefmütterlich behandelt! Allerdings nutzt sich der Reiz des Neuen sehr schnell ab – vor allem bei neuen Projekten!
Als ich vor zwei Jahren mit meiner Comic-Erzählung „Enklave“ begann, war ich voller Tatendrang. Basierend auf meinem gleichnamigen Kurzfilm aus dem Jahr 2000 wollte ich einen SciFi-Kosmos zeichnen, der alles enthielt, was mein Fanboy-Herz zum schlagen bringt: Weltraumstationen, Raumschiffe, Krimi-Elemente, Mord & Totschlag, angereichert mit mehr als nur einer Prise „Blade Runner“ – Band 1 enthielt all dies! Nach langer Comic-Abstinenz glaubte ich, „mein Projekt“ gefunden zu haben – Pustekuchen!
Ich meine, man muß einfach mal auf Comicmessen an den Ständer der Indies vor bei gehen oder einfach mal bei Kwimbi surfen (und EINKAUFEN gehen)!!! Es gibt so unfassbar viel tolles, geiles Zeug, geschaffen von vielen, talentierten Leuten – unmöglich, davon nicht inspiriert zu werden. DAS will ich auch machen!!!
Und ich machte. Mein SciFi-Epos blieb liegen und geriet langsam in Vergessenheit, während ich begeistert von Projekt zu Projekt hüpfte und viele andere Dinge machte. Oder mir vornahm, sie zu machen!
Ich bin kein Mann für gute Vorsätze aber für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, meine Präsenz auf Comic-Veranstaltungen drastisch zu reduzieren und mich mehr um die Erstellung bunter Bildgeschichten zu kümmern („weniger labern, mehr machen“). Anfang Januar setzte ich mich an meinen Zeichentisch, um die anstehenden Comic-Projekte zu sortieren: „Matt Eagle“, „Mr. Kill“, „Das Kamäleon“, „Ratten“, „Der Buddha von Berlin“, „Ein großer Schritt“, „Dead Man’s Hand“, „Arche Noir“ – und „Enklave“ Band 2. Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen erschrak. Und nicht wusste, womit ich beginnen sollte.
Das Problem ist eigentlich immer der Beginn. Das weiße Blatt. Im Kopf ist man eigentlich schon viel weiter, da kommt einem der erste Strich auf Papier fast wie ein Rückschritt vor. Ich beschloss, ganz pragmatisch vorzugehen und mit dem Projekt zu beginnen, das am weitesten vorbereitet war. Ich stellte fest, dass es tatsächlich „Enklave 2“ war, das schon durchgescribbelt und auf Umsetzung wartend in meiner Schublade lag. Fast zwei Jahre sind seit dem ersten Band vergangen aber was soll ich sagen: Es war wie ein Wiedersehen mit alten Freunden! An einer bitteren Kröte musste ich allerdings lecken: Nach der langen Zeit hatte sich mein Zeichenstil ein wenig verändert, obendrein bin ich mittlerweile der Meinung, dass ein etwas realistischerer Stil der Geschichte gut tut. Aber hey, vielleicht nehme ich mir für einen möglichen Sammelband den ersten Teil wieder vor und vereinheitliche die Zeichnungen!
Es tut jedenfalls gut, wieder losgelegt zu haben und es macht Spaß, „Enklave 2“ beim Entstehen zuzuschauen. Weniger labern, mehr machen!