Jeder kennt sie, manch einer liebt sie: limitierte Variant Editions von regulären Comics. Für Verlage ist es ein durchaus probates Mittel, mit solchen Comics ein wenig (mehr) Geld zu verdienen, erschöpfen sich diese „Sonder-Comics“ jedoch allzu oft lediglich in einer veränderten Cover-Gestaltung. Die hat es dann aber auch in sich: Da kauft man Superstar-Künstler ein, experimentiert verschwenderisch mit Drucklackierungen oder Sonderfarbe oder fertigt sogar Ausstanzungen an. Kurz: Wer drauf steht erhält oft noch ein State-of-the-Art-Cover, das seinesgleichen sucht!

Damit wir uns nicht missverstehen: Ich mag Variant Cover! Ich komme ja ursprünglich aus der Druckbranche und liiieeebe Druckveredelungen und anderes Chi-Chi. Ich sammle sowas nur nicht, weil meine Regale eh schon voll genug sind (und ich an Comics als Altersvorsorge nicht glaube). Und ich finde, dass da noch mehr geht als „nur“ ein „Pimp my Cover“.

Aber hey, „Matt Eagle“ ist schließlich eine Heftserie im US-Format und da liegt eine limitierte Variant-Ausgabe nahe. Schnell kam mir die Idee, die Kinderschuhe meiner Comic-Sozialisierung zu plündern, die vor allem aus diversen Druckerzeugnissen des Condor-Verlags bestand. Der hatte eingedeutschte Marvel-Helden wie „Die Spinne“, „Die Rächer“ oder „Die Gruppe X“ im Programm, allesamt auf minderwertigen Papier gedruckt und ganz, ganz schlimm maschinengelettert. Genau das wollte ich auch! Und da ich den ganzen Spaß ohnehin mit neuer Schrift versehen musste, konnte ich doch direkt auch noch den Inhalt an das Format und den Zeitgeist anpassen. Ich bin sicher, jeder von euch kennt Terence Hill/Bud Spencer Filme. Viele von denen erblickten als bierernste Italowestern das Licht des Spielhauses, die dann nach dem Erfolg der beiden als schlagkräftiges Komikerduo mit einer neuen, lustigen Synchronisation, dem sogenannten „Schnodderdeutsch“ versehen wurden. So wurde aus „Hügel der blutigen Stiefel“ der um etliche brutalen Minuten gekürzte, dafür um so spaßigere „Zwei hau’n auf den Putz“. „Gott vergibt… Django nie!“ erging es ähnlich, meine Generation kennt ihn eher als „Zwei vom Affen gebissen“. Selber Film, andere Synchro. Da liegt der Hase im Pfeffer und schnalzt.

Bei diesen Schnodder-Synchros hatte vor allem Rainer Brandt die Nase vorn, der als Sprecher Elvis, Tony Curtis und Jean-Paul Belmondo seine Stimme lieh und viele der Übersetzungen selber verfasste. Gerade die Serie „Die 2“ mit Roger Moore und Tony Curtis ist berühmt (um nicht zu sagen „berüchtigt“) für ihre unglaublich witzige Eindeutschung, die sie um ein Vielfaches unterhaltsamer machte als die Version im englischen Original. Und für die Variant-Ausgaben schwebte mir genau so eine „Synchronisation“ vor.

Also sah ich mir ungefähr 100 Stunden Schnodder-Synchro an, um zu verstehen, was eine gute von einer schlechten Synchronisation unterscheidet (bei einer guten Synchro schnoddern ein bis maximal zwei Schauspieler herum, bei einer schlechten nahezu alle) und um mir das Vokabular drauf zu schaffen. Sehr viel hat da mit Verniedlichungen, Wortverdrehungen und falschen Sprichwörtern zu tun, gerne darf es sich auch mal reimen.

Das Ergebnis darf man nun im ersten Heft der Reihe „Der Adler“ bewundern: olles Papier, schlimmes Lettering, weniger Seiten – aber alles für teure 10 Euro! So kommt man aber nicht in die DDR, Bengelchen!

Und wer jetzt angefixt ist – hier gibt’s den Comic!