Obwohl in den frühen 70er Jahren geboren, haben die 80er mich sozialisiert: Bücher, Musik, Filme – als Anfang der 80er Jahre mein Interesse dafür erwachte, stand mir von jetzt auf gleich eine Welt offen! Und das Beste: Das Heimkino trat seinen Siegeszug an! Zum ersten Mal sollte es möglich sein, Filme unabhängig von ihrem Ausstrahlungstermin zu sehen – einen Videothekenausweis voraus gesetzt!

Als ich ein kleiner Junge war (was irgendwie nach einer Kurzgeschichtensammlung von Wolfdietrich Schnurre klingt), da waren Videotheken noch nicht so reglementiert wie später. Will sagen: Man kam auch minderjährig in eine „Erwachsenenvideothek“!
Dort bot sich dem Heranwachsenden ein buntes Bild bestehend aus Monstern, Brüsten und Detonationen. Die Abteilung mit mehr oder minder gehobenen Erwachsenenerotik habe ich damals mangels Interesse mehr links liegen gelassen, mein Ziel waren die Action-Filme! Dort wurde mir einfach alles geboten: Starke Männer, schöne Frauen, Waffe, Autos und Explosionen! Die Cover waren oft gemalt, plastisch und versprachen irre Tipps in eine Welt jenseits meiner Vorstellung. Erst viel später sollte ich lernen, dass man, wie bei einem Buch, einen Videofilm nicht nach seinem Cover beurteilen sollte …

Mit dem boomenden VHS-Markt hielt auch der Typus des „Action-Helden“ Einzug ins heimische Wohnzimmer (und etwas seltener ins Kino), weiter entwickelt als den 70er Jahre-Prototypen des „einsamen Rächers“ („Dirty Harry“, „Ein Mann sieht Rot“) und ordentlich steroid-geschwängert. Mitten während des „Kalten Kriegs“ kämpften Übermenschen, zumeist dargestellt von Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger, für die Freiheit der westlichen Welt. Parallel dazu (oder etwas später) stellte man ihnen mit Chuck Norris, Steven Seagal oder Michael Dudikoff noch „Direct-to-Video“-Kandidaten zur Seite, deren Filme zwar etwas günstiger produziert waren, die Explosionen denen ihrer großen Vorbilder jedoch in nichts nach standen. Uns Kindern waren qualitative Unterschiede egal, Hauptsache Muskeln und Sprüche stimmten!

Schnitt: 30 Jahre später!

Mittlerweile zeichne ich (wieder) Comics und hatte eines Abends wieder einmal unbändige Lust auf „Predator“ (USA 1987, Regie: John McTiernan, Darsteller: Arnold Schwarzenegger). Danach schob ich noch „Robocop“ (USA 1987, Regie: Paul Verhoeven, Darsteller: Peter Weller) in den Player und dachte mir dabei: „Hmm, damit müsste man doch was machen können“! Und beließ es erst einmal dabei.

Vor zwei Jahren kramte ich die Idee wieder aus: Ich wollte meinen eigenen 80er-Jahre-Action-Kracher drehen, in Comicform!

Und so wurde „Matt Eagle“ geboren!

Gut, die Idee ist nicht neu (ich bin schließlich nicht das einzige 80er-Jahre-Kind, das zeichnen kann), meine Herangehensweise könnte es aber sein! Die meisten aktuellen Comics mit dieser Thematik sind eher dem Themenfeld „Parodie“ zu verorten, mein Comic wird eine „Hommage“ werden. Oder etwas plastischer erklärt: Er wird eher „Stranger Things“ als „Kung Fury“ und somit auch lesbar sein für die Generation der „Millenials“, denen vielleicht der ein oder andere Bezug durch die Lappen gehen wird (und die sich vielleicht fragt, was der ganze Quatsch eigentlich soll). Der Comic wird eine geradlinige Geschichte erzählen, in der alles, was uns an Action-Filme lieb und teuer ist, vorkommen wird: der erschossene beste Freund, das verschwundene Kind, der Drogenbaron und – last but not least – der suspendierte Cop und Vietnamveteran, der eine Schneise der Verwüstung hinterlässt! Und natürlich jede Menge Explosionen und schöne Frauen, alles schön gerastert und gedruckt auf minderwertigem Papier. Es wird ein Fest!

Das erste Heft von „Matt Eagle“ wird pünktlich zur Comic Con Germany 2019 in Stuttgart erscheinen. Wer es bis dahin nicht aushalten kann, dem legen ich den Trailer dazu ans Herz, der hier gelesen werden kann! Natürlich gibt es das Ganze noch als Bewegtbild! Und wer jetzt immer noch nicht genug hat, der findet hier ein Interview, das die Retrohelden mit mit veranstaltet haben.

Ich wünsche viel Vergnügen – und jetzt muss ich meine Chuck-Norris-Collection zu Ende gucken!